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Thomas Jocher Sabine Scholl IM NU
Sabine Scholl

im nu

Das muster an der wand ist mir zu
lang vertraut. Es wird unheimlich.
Die blumen blasen sich auf, stoßen
sich ab, springen mich an. Sie
entblößen
die wand. Nackte körper.
Ich stecke in meiner haut.

Die zimmerwand ist aussichtslos.
Das bild an der wand eine aussicht.
Ich setze mich, während das
bild mich in bewegung setzt.

Aus dem lichtlosen raum erscheinen
runde formen, blasen, schwebedinge.
Sie begleiten die bewegung, die in
ein unbekanntes innen führt. Ein
horizont öffnet sich und weiter fort,
zieht der sog eines fernen mundes
an, hinein.

Gibt es da einen anderen raum?
Die höhle ist eine landschaft im
innern, ist ungewisse tiefe. Sie ist
der traum eines anfangs ohne ende.

Und das auge ist eine öffnung in der
körperwand wie der weibliche spalt,
wie nabel, anus, mund, ohr und so
fort. Verheissungsvoller ein- und aus-
gang, wo das begehren danach strebt,
die anatomie zu durchqueren. Diese
organischen formen sind ausdruck
eines wunsches, hinübergetragen zu werden
in jenen erweiterten raum und schließlich
im fluchtpunkt zu verschwinden. Die bewegung,
ein umfassen und loslassen zugleich, wendet
sich gegen die wand.

Alles ist leinwand, alles ist haut.
Das licht lässt mich den körper
ahnen. Ich kann aus meiner haut. Ich
bin hoden, ich bin brüste, ich bin arsch.
Ich bin meine eigenen teile.
Die nacktheit stellt mich bloß, im nu.
Ich bin weg.

Ich bin da. Jetzt. Ich sehe "vor",
"während" und "danach" auf einen blick.
Im sitzen begreife ich das runde. Das erfassen
des sitzens durch das auge, handrund gewölbt, ist
ein polster an der wand.
Wandkörper, wunschkörperteil, ruhepol.

Da gehe ich her und schaue mit den
händen.

Aufregende bewegung, wo zwei körper sich
begegnen. Die haut ist gespannt.
übereinandergelegte schichten von
farben täuschen inhalt vor.

Schaum und schein auf der zimmerwand.
Hohle fläche.
Das bild behält mich.
Ich stecke in seiner haut.














Sabine Scholl

In no time

The pattern on the wall makes me feel too
much at home. It makes me feel uneasy.
The flowers swell, detach
themselves, go on me. They
undress the wall. Naked bodies.
I am stuck in my skin.

The wall is bare of any view.
The picture on it is its view.
While I sit down, the picture
makes me move.

Balls, bubbles, bits that float, out
of the space unlit appear.
Joining in the move, inside the space obscure.
A horizon opens. And further from far
a mouth attracts and sucks me in.

Is there another space?
The cave is a landscape inside,
is depth uncertain. It is the dream
of a beginning without an end.

And the eye is an orifice in the
wall of the body, like the female slit,
like navel, anus, mouth, ear, and so
forth. Promising entrance and exit where
the desire seeks to cross the anatomy. These
organic forms are the expression of
a wish to be transported over
into that extended space and finally
to disappear in the vanishing point. The movement,
embracing and releasing the same turns
towards the wall.

Everything is canvas, everything is skin. The light
makes me guess the body. I can get out of my
skin. I am testicles, I am breasts, I am arse. I am
my own parts. Naked I am exposed, in no time.
I am gone.

I am here. Now. I perceive the before,
the during and the after at one glance.
When sitting I touch whatever is round.
As I sit my eye realizes
- curved by the palm of the hand -
the pillow on the wall.
Wallbody, part of the body desired,
place of retreat.

There I go and regard with both hands.

Exciting movement, where two bodies
meet. The skin is tight.
Coats of colour superposed
simulate contents.

Foam and shine on the wall of the room.
Empty surface.
The picture holds me.
I got stucked in its skin.





(translated from german by Herbert Jocher)