THOMAS JOCHER
Thomas Jocher: “Better here than anywhere else”
Ausstellungszeitraum: 10.06.-23.07.2010
Galerie Gilla Lörcher, Pohlstr. 73, 10785 Berlin
Die Ausstellung:
Im Rahmen der Ausstellung werden zwei Orte bespielt: sowohl die Räumlichkeiten der Galerie als auch eine speziell für den Ausstellungszeitraum angemietete Wohnung in wenigen Gehminuten der Galerie.
Die eigentliche Ausstellung findet in den Wohnräumen statt, sie wird über eine Kamera via Internet in die Galerie übertragen und schafft so eine Verbindung der beiden realen Orte.
Im Galerieraum projiziert ein Beamer ein virtuelles Tafelbild der Ausstellung an die Wand, welches jedoch kein Still sondern allen Veränderungen der konkreten Situation vor Ort unterworfen ist.
Der Generator dieses Bildes, eine Kamera ist in der Wohnung so angebracht, daß ein grossteil der Installation und des wechselnden Geschehens (z.B. betrachtende Besucher) erfasst wird.
In den Wohnräumen werden die Bilder teils einzeln, teils in Gruppen gehängt.
Das Konzept sieht vor, dass in der Wohnung alle Elemente wie Möbel, Lampen, Teppich usw. wie vorgefunden verbleiben, lediglich die Wände werden als Ausstellungsflächen für die Bilder von anderen privaten Gegenständen freigemacht.
Die Situation der Wahrnehmung kippt virtuell von der alltäglichen Realität in die Fiktion. Im öffentlichen Ort der Galerie wird ein anderer Ort, ein privater –der einer Wohnung– gezeigt, der wiederum individuelle Fluchten in Bilder eines imaginären Ortes zeigt.
Mich interessiert es hier das Spannungsfeld vom Privaten Raum der Wohnung im öffentlichen Raum der Galerie auszuloten und dabei spielerisch Aspekte der Rezeption sowie die gesellschaftlichen Repräsentation von Kunst über die Verortung der Bilder zu hinterfragen.
Die Bilder
Meine Landschaftsbilder (Country-paintings) verzichten bewusst auf die Darstellung eines Körpers. Alle 15 bis 20 Ölbilder zeigen dasselbe Topos, eine Landschaft, genauer einen bestimmten Ort. Die in verschiedenen Skalen wiederholt gemalten Landschaftsmotive funktionieren wie ein Zoom und verstärken den Sog des Blickes um vielfache Dioptrien.
Die Formate der Bilder variieren von 10 x 13 cm bis hin 200 x 250 cm. Jedes Bild weist eine andere Detailschärfe auf. In den großformatigen Leinwänden sind die Details präziser ausgearbeitet als in den kleineren Formaten, bei denen die Darstellung der Landschaft eine gröbere, andeutende Flächenauflösung zeigt. Dabei kann im Auge des Betrachters eine Umkehrung dieses Phänomens entstehen, wenn die gröberen Formen der kleinen Bilder mit der detaillierten Auflösung der größeren Bildern verschränkt werden.
Über ein Zersehen bzw. eine Verdichtung in der unterschiedlichen Ausarbeitung einzelner Bilder entsteht so eine Komplexität der Wahrnehmung. Der durch diesen Malprozess vielfach imaginierte Ort der Landschaft soll eine suggestive Kraft entfalten, die dem Betrachter Freiraum für seine assoziativ hineinprojizierten Sehnsüchte gibt.
Der nunmehr im Blick des Betrachters mitgenommene Körper verschmilzt sich mit dem dargestellten Ort. Auch die Umgebung selbst deutet Körperlichkeit an. So wird der Ort zur Abstraktion der physischen Präsenz des Betrachters und öffnet ihm eine konkrete Plattform für seine Sehnsüchte, Bedürfnisse, Neigungen und Erinnerungen.