THOMAS JOCHER “Cold Cuts”
Kunsthalle Nexus, Saalfelden 22. November – 12 Dezember 2002
Pressetext
Thomas Jocher (geb. 1961) zeigt erstmals nach seinem 5-jährigen Aufenthalt in den USA einen repräsentativen Ausschnitt seiner in diesen Jahren entstandenen Arbeiten.
Jocher verknüpft in seiner künstlerischen Arbeit die Darstellungsfunktion der Malerei mit der Reflexion über die Bedingungen und Wirkungsweisen des gemalten Bildes. Das Bild ist bei ihm nicht nur Träger von Motiven, sondern selbst malerisch inszenierter Wahrnehmungsgegenstand. Jochers Malerei verkörpert das Bild als Gegenstand, der repräsentierend in den Raum des Betrachters vordringt und doch zugleich dessen Blick in sich hineinzieht. Mit dem Hinterfragen von Repräsentations- und Rezeptionsbedingungen thematisiert der Künstler auch die Beziehungen zwischen dem Wahrnehmen und dem Wahrgenommenen, wobei das Betrachten selbst zum Thema der Malerei werden kann.
Im Besonderen interessiert es Jocher, diesen Prozeß als eine den Körper des Betrachters involvierende Aktivität zu zeigen, in der die Tradition des (guten) Geschmacks sowohl durch den Appetit (nach Sex und Essen) als auch durch Kriterien wie Eleganz und Prestige bewusst unterlaufen wird.
Jochers Bildmotive entstammen der typischen Ikonographie traditioneller Repräsentationsgenres aus der Geschichte der Malerei, wie dem Stillleben, dem Akt und dem Porträt. Daraus destilliert und fusioniert er seine Gegenstände, seien es Früchte, Pferd, Fisch, Blumen, Würste oder gar das Abbild eines Diktators. Im Verzicht auf einen räumlichen Hintergrund werden die Motive isoliert und fokussiert. Dadurch verstärkt sich der Eindruck der Dreidimensionalität und der plastisch-körperlichen Präsenz des jeweiligen Bildgegenstandes zu einem absurd schwebenden, kontextlosen Körper auf neutralem, monochromen Grund. In der Art und Weise wie Jocher die Figur - Grund - Beziehung innerhalb der Bilder darstellt, gibt er Anhaltspunkte für die Interpretation des Verhältnisses von Bild und Umraum.
Die Ausstellung „Cold Cuts“ – die englische Bezeichnung für Wurstaufschnitt – zeigt die ausgewählten Bilder in der Hängung der traditionellen sogenannten „Salon Form“ auf der gesamten Wand verteilt. Diese weitgehend willkürliche Kombination von Einzelstücken eröffnet neue subjektive Dialoge und fordert von jedem Bild, sich in der bedrohlichen Menge der anderen Bilder zu behaupten.